Der Tag hat noch gar nicht richtig begonnen, da wird man vom Smartphone an Geburtstage, Termine und die To-Do Liste erinnert. Auf dem Weg ins Büro checkt man dann Aktienkurse, News und Konto. Ständig holt man sein Handy aus der Tasche, um irgendetwas nachzusehen. Das nervt, finden die Unternehmer und Freunde Gordon Böhme, Tobias Danker und Mattes Angelus.
Sie wollen persönlich relevante Informationen übersichtlich zusammenfassen und dort anzeigen, wo sowieso jeder hinsieht: auf einem intelligenten Spiegel namens “glancr” im Wohnungsflur oder Badezimmer. Sogenannte Smart Mirrors kombinieren einseitig durchlässige Spionspiegel, wie man sie aus Polizeifilmen kennt, mit hochauflösenden LCD-Displays und einem Minicomputer, der über das WLAN mit der Cloud verbunden ist.
FERTIGES GERÄT FÜR KUNDEN UND EIN KOSTENLOSES BETRIEBSSYSTEM FÜR BASTLER
Die Idee des Smart Mirrors ist nicht ganz neu. Den Effekt kennt man von den roten Fahrpreisanzeigen im Rückspiegel von Taxis. Bisher war die Entwicklung eines solchen Geräts jedoch nur mit professionellen
Programmier- und Technikkenntnissen möglich. glancr macht damit Schluss. Mit dem eigens entwickelten Betriebssystem “mirr.OS” können Bastler auch ohne Programmierkenntnisse Spiegel zu intelligenten Informationsdisplays umbauen. Auf der Spiegeloberfläche schimmern dann persönliche Informationen in dezent weißer Schrift. Mitgründer Tobias Danker:
„Ich wollte mir selbst einen Smart Mirror bauen und bin nach wenigen Stunden an meine Grenzen gestoßen, denn ich habe vom Programmieren keinen blassen Dunst“.
Er hat den Prototypen seit einigen Wochen in seiner Wohnung hängen. Mit Hilfe von Freunden war es möglich das Projekt umzusetzen. So entstand die Idee, einerseits ein fertiges Gerät für technologiebegeisterte Kunden anzubieten. Andererseits sollen aber auch Bastler vom Wissen profitieren. Sie können das opensource Betriebssystem mirr.OS kostenlos von glancr.de herunterladen, nutzen und damit eigene Projekte umsetzen. Programmierkenntnisse sind nicht erforderlich. Die Bauanleitung für den Rahmen und Empfehlungen zum Spiegelmaterial liefert glancr.de ebenfalls.
ÜBERWÄLTIGT VON DEN USERREAKTIONEN
Nach ersten Veröffentlichungen reagiert die Szene entzückt: „Wir erhalten täglich viele Mails von Usern, die nicht abwarten können, mirr.OS einzusetzen.“, sagt Böhme, der für das Onlinemarketing verantwortlich ist.
Einige haben schon die ganze Hardware zusammengebaut und warten nur noch auf das Release der Betaversion von mirr.OS. Als bei Galileo im Abendprogramm dann ein Beitrag über Smart Mirrors lief, ging der Server kurzzeitig in die Knie und die Tüftler wurden überschüttet von Useranfragen.
VOLLSTÄNDIGE INDIVIDUALISIERUNG: USER ENTSCHEIDEN, WAS ENTWICKELT WIRD
Das Betriebssystem mirr.OS ist auf vollständige Individualisierung ausgerichtet. Für jeden sind andere Dinge wichtig. Der eine möchte wissen, wieviel Strom seine Solaranlage produziert, der andere will morgens beim Zähneputzen informiert werden, wie der Verein gestern gespielt hat. Deshalb können User über individuelle Module selbst entscheiden, was auf dem glancr zu sehen ist.
„Wir haben schnell gemerkt, dass beispielsweise die Verknüpfung mit Smart-Home-Komponenten ein großes Thema ist.“, sagt Angelus.
Er programmiert die Module und richtet sich dabei ganz nach den Userwünschen. Über Wunschzettel und Votingfunktion können User selbst entscheiden, welches Modul als nächstes kommt.
RELEASE IM APRIL, BESTELLUNGEN AB SOMMER
Der Release der Betaversion von mirr.OS für Bastler ist am 10.04.2016 erfolgt. Dann können User testen und ihre Erfahrungen mitteilen. Im Anschluss folgt das Produktdesign des glancr. Böhme, Danker und Angelus rechnen damit, die ersten Bestellungen des intelligenten Spiegels ab Sommer 2016 ausliefern zu können. Auf der Warteliste stehen jetzt schon etwa 1.000 User.
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