Bereits um 07:00 Uhr früh stehen sie alle bereit am Tresen des Empfangs und nehmen ihre Einsatzpläne entgegen. Dann machen sie sich auf den Weg, den Bürgerinnen und Bürgern sowie den Haus- oder Immobilienbesitzern unserer Stadt einen Bärendienst zu erweisen. Die Männer von Reinflex entfernen all das von unseren Hauswänden, was uns kräftig stört: Graffiti und Schmutz
Morgendliche Besprechung am Ort der Verwüstung
Nachdem auch Herr S. (Der Name sollte nicht genannt werden) seinen Einsatzplan empfangen hatte, begaben wir uns beide in den gut bestückten Einsatzwagen und machten uns auf den Weg zum Einsatzort. Nach kurzer Fahrt durch Halles Innenstadt kamen wir vor Ort an. Bevor ich mich groß umsehen konnte, war auch schon der Hauseigentümer da und die Besprechung der Lage nahm seinen Lauf. Die untere Hausfront war übel zugerichtet. In verschiedensten Farben und mit unterschiedlichen Stoffen (von Ölfarbe bis Bodenschutzlack fürs Auto) waren die Sprayer hier zu Werke gegangen. Auch vor Eingangs- und Hoftür wurde nicht halt gemacht. Nach wenigen Minuten war die Besprechung abgeschlossen und die Vorgehensweise stand fest. Bis auf die Hoftür, die neu lackiert wird, soll alles von den Graffiti befreit und gesäubert werden.
Erstmal die Graffiti kräftig einpinseln
Als Herr S. loslegte, war ich überrascht! Entgegen meiner Vorstellung wurde nicht mit schweren chemischen Geschützen aufgefahren, sondern via Pinsel eine dickflüssige Spezialpaste aufgetragen. Die Paste sieht ein bisschen aus wie Kleister und ist schon etwas chemisch versetzt, verhält sich aber sehr schonend zum Backstein. Auch der Geruch stellte sich als absolut erträglich dar. Das erstaunliche daran war, dass bereits nach einigen Minuten die Lacke und Ölfarben begannen, sich aufzulösen. Schon als Herr S. ein zweites Mal pinselte, lösten sich Teile der einzelnen Graffiti auf. Ich war begeistert.
Jetzt wollte ich auch mal. Ich bekam ein paar Gummihandschuhe, denn so ganz ohne Wirkung gegen die Haut ist selbst die schonende Spezialpaste nicht, und durfte selbst ran. Irgendwie machte es echt Freude, dieses Geschmiere von der Wand zu lösen. Nach einem Graffito gab ich wieder ab an Herrn S. und er bepinselte den Rest der Wand. Während er zum Ende kam, waren am vorderen Teil die Auflösungserscheinungen bereits weiter fortgeschritten. Die Spezialpaste hatte sich mit dem Unterbodenlack zu einem schwarzen Brei vermischt.
Und jetzt wird gekärchert
Nachdem Herr S. das letzte Graffito eingepinselt hatte, legte er Eimer und Pinsel beiseite und warf den Generator an, der den Strom für den „Kärcher“ liefert. Jetzt kommen die Maschinen zum Einsatz. Tim Taylor hätte gegrunzt. Der Motor brummte und die Megaspritzpistole konnte loslegen. Als wäre es lästiger Staub, verschwand Stück für Stück des ätzenden Lacks von der Backsteinfassade. Natürlich wollte ich auch da wieder selber ran. Herr S. willigte ein und erklärt mir noch, dass man immer von oben nach unten spritzen soll, damit nichts von den abgehenden Ölen oder Lacken in die Augen kommt. Wie ein kleiner Junge sprühte ich begeistert die Wand und befreite sie von den Resten der Verwüstung. Am liebsten hätte ich es Tim Taylor gleichgetan und ordentlich losgegrunzt. Aber heute, glaube ich, kennt das eh keiner mehr…
Nach der Graffitientfernung kommt der Neutralisator
Nachdem der vordere Teil der Wand komplett von allen Graffiti befreit war, brachte Herr S. den nächsten Eimer. Ich wunderte mich abermals. Meinen verwunderten Blick wahrnehmend erklärte mir Herr S., dass nun noch ein Nachreiniger (Neutralisator) zum Einsatz kommt, der die verbliebene Restverschmutzung der Backsteinwand ordentlich reinigen würde. Das fand ich eine coole Sache! Nicht einfach nur hin, schnell Graffiti entfernen und wieder weg, sondern ein Service, über den man sich als Kunde freut. Und wie Ihr an den Bildern sehen könnt, machte auch der Neutralisator einen erheblichen Unterschied. Nachdem der Reiniger aufgetragen war und auch einwirken konnte, wurde nochmal ordentlich gekärchert. Und dieses Mal kam die tatsächliche, ursprüngliche Farbe der Backsteine zum Vorschein. Die Wand sah nun richtig schick aus. Stück für Stück arbeitete sich Herr S. nun weiter vor, bis die Wand mir entgegenstrahlte.
Zwei Stunden sinnvolle Arbeit
Als dann alle Graffiti und jeglicher Restschmutz entfernt war, kam der Hausbesitzer nochmal zur Abnahme. Sichtlich erfreut inspizierte er seine Hausfront und gab sein OK zur Arbeit von Herrn S. Ich bedankte mich für die Offenheit und die Freigabe des Bildmaterials. Wer sich über ein Ergebnis freut, ist wohl dann auch grundlegend in guter Stimmung. Während die beiden Herren noch sprachen, ging ich die geschossenen Bilder nochmal durch. Sie zeigten mir, wie sinnvoll und zufriedenstellend die, in den letzten zwei Stunden dokumentierte, Arbeit war. Zufrieden machten sich Herr S. und ich auf den Weg zurück zur Firma. Dort angekommen, gingen wir nun gemeinsam die Bilder nochmal durch. Auch Herr S. fand die Bilder gut. Wir verabschiedeten uns und er machte sich wieder auf den Weg zum nächsten Einsatzort. Ich hätte richtig Lust gehabt, nochmal mitzufahren. Aber auch bei mir wartete der nächste Kunde auf die Erfüllung meiner Arbeit.