Eine neue KI-Band macht in Halle von sich reden – aber wer steht eigentlich hinter dem Projekt?
Die Saalestrandboys sind Halles erste KI-Band. Sie singen – wie soll es auch anders sein – vom sommerlichen Leben am Saalestrand, von Bratwurst, Bier und Freundschaften am Saaleufer.
Musikstile sind ihnen ziemlich egal. Sie mischen alles von Polka, Pop bis hin zu Schlager und Rock.
Wir haben uns mit dem Erfinder und Macher der Band, Matthias Golinski, selbst Musiker und Betreiber des Klub Drushba, über sein Projekt „Die Saalestrandboys“ unterhalten.
Herr Golinski, muss man die Saalestrandboys ernst nehmen?
Nun ja, das war eigentlich so eine Schnapsidee bei einem Bierchen am Saalestrand. Da ich immer traurig bin, wenn der Sommer am Saalestrand zu Ende geht, habe ich im September am Bootshaus 5 gesessen und zum Betreiber Andreas immer gesagt, dass heute bestimmt der letzte schöne Tag ist.
Und am nächsten Tag war doch nochmal Badewetter und ich habe wieder gesagt, das heute bestimmt der letzte schöne Tag ist. Und dann kam mir die Idee zu dem Text des Songs „Der letzte schöne Tag“.
Aber wie kam es dann dazu, gleich eine virtuelle Band zu gründen?
Ich habe dann das Lied am Bootshaus einigen Leuten vorgespielt. Und gerade die etwas älteren waren sofort begeistert und wollten das Lied haben. Ich habe dann mitbekommen, dass die Leute sich das dann bei WhatsApp hin und her geschickt haben. Und dann habe ich den nächsten Song gemacht mit dem Titel „Am Saalestrand“.
Und da es dann schon zwei Songs waren, wollte ich dem ganzen einen Namen geben und ein ganzes Album produzieren. Da es in den Liedern immer um Halle und den Saalestrand gehen soll, habe ich dann die Band „Die Saalestrandboys“ virtuell gegründet.
Und wer sind die Personen auf dem Bandfoto?
Da es ja eine virtuelle Band ist, sind das natürlich auch virtuelle Musiker. So stelle ich mir halt die Bandmitglieder der Saalestrandboys vor. Vier schon etwas ältere Typen mit langen grauen Haaren, Sonnenbrillen, Bärten und Anzügen, die an der Saale Musik machen. Das habe ich dann einfach in ein KI-Tool so eingegeben und schon hatten die Saalestrandboys ihr erstes Bandfoto.
Sie waren ja auch mal „richtiger“ Musiker mit ihrer Band „Liebejung“. Ist so eine KI-Band da nicht langweilig? So ganz allein zu Hause am Rechner?
Ja, das ist richtig, ich habe früher viele Stunden mit meinen Bandkollegen im Proberaum verbracht. Da haben wir uns über unsere Musik gestritten und fast gekloppt, aber natürlich auch viel Spaß gehabt. Aber jetzt bin ich ja auch im Berufsleben und habe noch dazu eine Familie mit zwei sehr lebendigen Jungs.
Und da hat so eine virtuelle Band auch Vorteile. Man muss nicht mehr abends in einen kalten, stinkenden Proberaum und man muss sich mit niemandem mehr über seine Ideen streiten. Aber es kann ja auch sein, dass die Saalestrandboys sich irgendwann in eine echte Band verwandeln…
Gibt es dann dafür schon Pläne, die Musik live auf eine Bühne zu bringen?
Das hatte ich ursprünglich gar nicht vor. Aber ich merke ja, wie gut die Songs ankommen. Viele sprechen mich an und wollen unbedingt die Musik haben. Und in der Zeitung waren die Saalestrandboys nun auch schon.
Ich könnte mir zum Beispiel vorstellen, dass die Saalestrandboys vielleicht irgendwann mal einen Song beim Weihnachtssingen im Steintor Varieté performen werden. Das hängt natürlich auch davon ab, wie bekannt sie nun noch weiter werden und welcher Song sich vielleicht als lokaler Hit entpuppt.
Die Texte schreiben sie ja selbst, die Musik produziert die KI. Wie lange sitzen sie denn an einem Song, für den man früher in den Proberaum und ins Studio gemusst hätte?
Also es beginnt mit dem Text. Da sitze ich manchmal schon über zwei Wochen dran, bis dieser dann so richtig flüssig ist. Und dann probiere ich verschiedene Musikstile und Parameter für die Musik aus, bis alles passt und ich das Gefühl habe, das könnte ein Hit werden.
Haben sie manchmal ein schlechtes Gewissen, weil sie ja durch die Nutzung der KI auch viele Leute wie echte Mitmusiker, Tontechniker oder Master-Experten um ihren Job bringen?
Wie gesagt, es ist ein Spaßprojekt. Ich sehe da schon einen Unterschied zu echten Bands und echter Musik, die komponiert und mit echten Musikern eingespielt wurde. KI ist einfach nur ein neues Instrument, auf dem man spielen kann. Aber das steckt ja auch alles noch in den Kinderschuhen und wird auch immer besser werden.
Also die Gefahr sehe ich schon, dass man irgendwann KI-Musik nicht mehr von richtiger unterscheiden kann und auch viele Jobs in dem Bereich wegfallen werden. Das sind eigentlich keine schönen Aussichten und macht mir ehrlich gesagt auch Sorgen, da wir ja jetzt schon die Tendenz zu total belangloser Musik bei jungen Leuten sehen.
Und wenn dann jeder mit KI die Musiklandschaft fluten kann, dann wird es glaube ich irgendwann sehr gruselig. Aber ich denke, man kann es nicht aufhalten.
Wie verhält sich das denn mit den Musikrechten?
Um die Songs irgendwie verwerten zu dürfen, muss man natürlich die Rechte an der Musik haben. Diese kann man von den Anbietern erwerben. Einfach so einen Song mit einem KI-Tool produzieren und den dann über Spotify und YouTube raushauen, geht natürlich nicht – auch wenn einige das so machen. Aber das ist alles in den AGB’s der Anbieter geregelt. Das sollte man sich schon vorher durchlesen, sonst kann es auch Ärger geben.
Bisher haben die Saalestrandboys fünf Songs. Wann wollen sie das Album fertigstellen?
Ich denke, ich werde noch drei Songs produzieren, damit das Album vollständig ist. Aber dazu brauche ich noch Textideen. Ich mache nur einen Song, wenn ich einen guten Einfall habe. Und das kann manchmal dauern.
Wir bedanken uns für das Gespräch!