Wer Basketball auf höchsten Niveau sehen will, kann dies hier in Halle machen, bei den Lions. In einer Atmosphäre, die einfach nur Spaß macht. Hautnah am Geschehen dran und voll dabei. Im Gegensatz zu Fußball- oder Eishockeyspielen der 1.Bundesliga muss man hier die Spiele nicht hinter Trennwänden, Zäunen oder Absperrungen erleben, sondern sitzt (oder steht) den Spielern förmlich gegenüber. Allerdings handelt es sich um weibliche Spieler. Also Spielerinnen. Doch auch das ist mal ein anderes Erlebnis. Obwohl Emotion, Kampf- und Teamgeist genauso das Spiel prägen wie bei den Herren, ist bei den Damen Esthetik und Fairness völlig anders „im Spiel“.
Los geht es, wie allgemein üblich mit Einlauf im Spotlight. Die Vorstellung der Spielerinnen ist allerdings nicht ganz so pompös wie in der BBL. Dafür konnte ich jede Spielerin wirklich erkennen. Der kommerzielle Anwurf durch den Sponsor erfolgte durch dessen ca. 4 jährigen Sohn. Eine sehr „süße“ Szene. Der offizielle Anwurf erfolgte dann unspektaktulär und ohne Blitzlichtgewitter. Ich konnte jedoch genau erkennen wer und vor allem warum sie den Anwurf gewann. Einziger Wehrmutstropfen war evtl. mein Platz hinter dem Korb. Man sieht einfach von der Seite deutlich besser. Im Stehen klappte aber auch das Zusehen von hinterm Korb.
Fulminanter Start der Lions
Obwohl Marburg den ersten Korb landete, dominierten die Lions im Handumdrehen das Spiel und erspielten sich eine deutliche 8:2 Führung. Im Verlauf des Spiels lernte ich dann auch die Vorteile meines Platzes kennen. Man ist bei jedem Zweikampf voll im Bilde! Wer blockt wen, wie wird ein Dribbeling verteidigt oder wie setzt Frau sich unterm Korb durch. Es gab zum Teil großartige Szenen und tolle Zweikämpfe. Und immer etwas fairer als bei den Herren.
Die Familie voll mit dabei
Sehr familienfreundlich fand ich auch den Spielstart. Da das Spiel an diesem Samstag bereits um 18:00 Uhr angeworfen wurde, konnte mein Sohnemann mitkommen und sich von der tollen Stimmung anstecken lassen. Ausgestattet mit Tröte und auf Papa’s Schultern bewunderte er das rasante Spiel. Jeder Korb der Lions wurde mit Jubelschreien und Trommelgewirbel begleitet. Jeder Angriff der Gegner wurde versucht durch „Defense“ (deutsch: Verteidigung) Rufe zu stören. Ich konnte kaum glauben wie laut die eigentlich kleinen Fangruppen in der beschaulichen Halle wirkten. Die Stimmung war großartig! Jeder, wirklich jeder, Besucher wurde von der fantastischen Stimmung angesteckt. Dies schien sich auf die Mädels auf dem Parkett zu übertragen. Denn bis zur Halbzeit konnten sie die Führung auf 16 Punkte ausbauen.
Vorsprung bis zum Schluss verteidigt
Die Lions starteten in die zweite Hälfte genauso wie sie das Spiel gegonnen haben. Sie ließen im gesamten Spiel nicht eine einzige Minute einen Zweifel aufkommen, wer gewinnen würde. Jeder in der Halle merkte, dass an diesem Abend Marburg nicht den Hauch einer Chance hatte. Teilweise konnte man Gäste-Trainerin Kojic mit Rumpelstilzchen verwechseln. Jeder Anlauf, den Rückstand wieder aufzuholen, wurde im Keim erstickt. Und jeder Korb der Lions mit dem frenetischen Jubel der Fans war wie ein Nadelstich in die Motivation der Damen aus Marburg. Bei meinem ersten DBBL Spielbesuch in Halle hatte ich auf Anhieb ein echtes „Schmankerl“ erwischt. Dass im letzten Viertel ein wenig zurückgeschaltet wurde, minderte meinen Eindruck kein bisschen! Wer will es den Mädels verdenken. Der deutliche 75:60 Sieg war zu keiner Zeit des Spiels gefährdet. Was nach der Schlusssirene folgte passte perfekt zu allem bis dahin Erlebten. Kein kurzes Winken in die Fangruppe und dann duschen. Die Spielerinnen feierten zusammen mit den Zuschauern authentisch und ausgiebig. Ja, sogar eine Ehrenrunde mit Abklatschen wurde gedreht.