Die Veranstaltungsreihe BEGEGNUNGEN in der Händelhalle eröffnete am 18.Januar Klaus Maria Brandauer mit einer Lesung aus Mozarts Briefen.
Wolfgang Amadeus Mozart war zu seiner Zeit so etwas wie ein Kinderstar, wurde von seinem Vater den adligen Kreisen in Europa vorgeführt. Er verbrachte seine Kindheit praktisch auf Reisen, eingezwängt von der restriktiven Behandlung durch seinen Vater. Gegen diese repressive Erziehung lehnte er sich durchaus auf, wollte frei sein als Künstler. Seine Briefe, er war ein außergewöhnlich fleißiger Schreiber, belegen seine Wünsche, Hoffnungen, Ideen. Viele sind erhalten und erhellen das Leben und facettenreiche künstlerische Schaffen von Mozart. Diese persönlichen Dokumente beleuchten zugleich das Leben in der damaligen Zeit. In seinen Briefen geht der geniale Mozart recht eigenwillig mit der deutschen Sprache um und sind manchmal nicht leicht zu lesen. Vielleicht ein Trost für rechtschreibschwache Mitmenschen?
Schauspiel-Legende Klaus Maria Brandauer ehrt das Musikgenie Mozart schon seit Jahren mit Lesungen aus dessen erstaunlichen Briefen. Es sind nicht bloße Lesungen. Der Österreicher Brandauer versetzt sich in die verschiedenen Stimmungslagen Mozarts, mal witzig und komisch, rastlos und chaotisch, was auch immer. Er lotet die Gefühle in diesen Dokumenten aus und vermittelt sie in eindrucksvoller schauspielerischer Leistung. Das unterscheidet die Lesung der Mozartbriefe erheblich von sonstigen Literaturlesungen, bei denen leider selbst die Autoren zumeist äußerst langweilig ihre Texte vortragen. Auch an diesem Abend in Halle konnte man erwartungsgemäß das Engagement Schauspielers spüren, erlebte Mozarts Gefühlswelt. Das Ganze wirkte aber dann doch recht routiniert auf mich.
Den musikalischen Rahmen zur Lesung besorgte die Solo-Cellistin Maria Magdalena Wiesmaier. Sie hat sich einen Namen mit SoloSuiten von Bach gemacht, die sie auch im Rahmen des mdr-Musiksommers präsentiert hat. Seit 2001 arbeitet sie mit Klaus Maria Brandauer zusammen. Maria Magdalena Wiesmaier trug Musikstücke vor, die Brandauer für dieses Programm komponieren ließ: Sieben kleine Serenaden: Vaudeville – Königin der Rache – Aloysia W. – Maria Anna M. – Leopold M. – Pimperl – Bäsle. Komponist ist kein geringerer als der Holländer Hans Rotman. Hallenser kennen natürlich Hans Rotman. Rotman ist seit 2008 Intendant des IMPULS-Festivals für Neue Musik in Sachsen-Anhalt und war von 2004–2012 bei der Staatskapelle Halle. Er machte sich in Sachsen-Anhalt damit verdient, Klassische und Neue Musik einem größeren und jungen Publikum zu erschließen. Mit seinen kleinen Kompositionen will der Holländer auf unterhaltsame Weise und mit schrägen Tönen das Witzige, Ungewöhnliche, Innovative, wie es einem in den Mozart´schen Briefen begegnet, musikalisch ausdrücken.
Nach einer Stunde nahmen Brandauer und Wiesmaier den Beifall der Besucher entgegen. Die Lesung war gut besucht. Aber auf den hinteren Rängen hatte man Mühe sich von dem Stimmungsbild, das Brandauer zu erzeugen versuchte, einfangen zu lassen. Die m.E. schlechte Lautsprecheranlage trug sicherlich dazu bei. Die große Händelhalle erscheint mir für derartige Lesungen ziemlich ungeeignet. Der Beifall nach der einstündigen Lesung verebbte und das Publikum war unschlüssig, ob nun eine Pause anstand oder das Ende der Veranstaltung erreicht war. Ein Programmheft gab es nicht. Eine Moderation auch nicht. Brandauer kam, las und ging – ohne Kommentare. Wie die meisten, bin ich dann auch gegangen, da diese Lesung mich insgesamt sowieso nicht besonders angesprochen hat. Daheim habe ich mir dann noch einige Briefe Mozarts im Internet angesehen. Die meisten sind dort verfügbar und sehr amüsant zu lesen. Das geht auch ohne Brandauer.