Oftmals von Teilen der Bevölkerung nicht akzeptiert: Studentenverbindungen haben eher ein negatives Bild in der Öffentlichkeit. Dass die Mitglieder der Verbindungen aber nicht nur auf ihren Häusern sitzen, Bier trinken und dabei altmodische Studentenlieder singen, soll dieser Artikel zeigen. Natürlich waren sie nicht die Einzigen, die bei der Hochwasser-Katastrophe geholfen haben. Die Verbindungsstudenten waren viel eher Teil der helfenden Bevölkerung und damit doch in der Mitte der Gesellschaft.
Halle – Am Montagabend gegen 20:00 Uhr bat Oberstleutnant Ertle, Mitglied des Kreisverbindungskommandos der Bundeswehr und selbst Alter Herr der Sängerschaft Fridericiana Halle um Hilfe bei der Bewältigung der Fluten. Binnen 30 Minuten erklärten sich fast 50 Verbindungsstudenten zum Noteinsatz für ihre Stadt bereit. Bis 2:00 Uhr in der Nacht befüllten und verluden die Mitglieder der Sängerschaft Fridericiana, der Landsmannschaften Vitebergia und Palaeomarchia, der Corps Borussia, Guestphalia und Palaiomarchia und die ATV Gothia Halle in 300 Arbeitsstunden knapp 4.000 Sandsäcke. „Ich bin sehr froh, dass die tatkräftige Unterstützung so unkompliziert und vor allem schnell funktionierte“, so Oberstleutnant Ertle. Entgegen des Klischees des süßen Studentenlebens ließen sich die Studenten auch in der darauf folgenden Nacht wieder heranziehen und gingen den Bundeswehrsoldaten bei der Deichstabilisierung am Gimritzer Damm zur Hand.
An jedem Tag der Hochwasser-Woche halfen zahlreiche korporierte Studenten überall in der Stadt im Kampf gegen die Fluten. Die Aktiven der Landsmannschaft Vitebergia waren bereits seit Montagmorgen an der Eissporthalle und am Hubertusplatz im Einsatz und unterstützten den Bau eines Schutzdammes für die Kühlanlagen der Volksbankarena. Die Mitglieder der Sängerschaft Fridericiana sicherten seit den frühen Morgenstunden das Haus am Jägerplatz und halfen dem Betreiber des anliegenden Fritzengartens beim Dammbau. Zahlreiche andere Verbindungsstudenten engagierten sich im Rahmen der freiwilligen Feuerwehren und des Malteser-Hilfsdienstes im ganzen Stadtgebiet. Die Mitglieder der Landsmannschaft Palaeomarchia verlagerten ihren Einsatz nachdem sie ihr eigenes Haus am Robert-Franz-Ring nicht mehr retten konnten.
Die Verbindungen, die nicht von den Überflutungen betroffen waren, stellten ihre Verbindungshäuser als Notunterkünfte für evakuierte Familien zur Verfügung. Dank der Landsmannschaft Vitebergia und den Corps Borussia und Palaiomarchia konnten somit rund 55 Betten beim halleschen Katastrophenschutz gemeldet werden. Die ATV Gothia Halle, der am Wochenende vom 7. bis zum 9. Juni eigentlich eine größere Veranstaltung geplant hatte, bat seine Gäste in Arbeitskleidung anzureisen, um sich an den Hilfsmaßnahmen zu beteiligen.
Welche Ausmaße die Schäden erreichen werden, ist zurzeit noch völlig unklar. Allerdings steht jetzt schon fest, dass die halleschen Studentenverbindungen, ebenso wie zahlreiche andere Bürger auch, bei den Aufräumarbeiten für ihre Stadt weiter tatkräftig anpacken werden. Den Betroffenen sprechen die Verbindungen ihr tiefes Mitgefühl aus und hoffen, dass die Solidarität unter den Menschen, die uns alle während der Flutkatastrophe so tief beeindruckte, auch in den kommenden Zeiten aufrechterhalten bleibt.
2 Kommentare
Ein beispielhafter Einsatz und ein nachahmenswertes Zeichen der Solidarität mit der Universitätsstadt Halle und ihrer alma mater, wie sich die Hallenser Verbindungen hier präsentieren! Verbindungen sind ja – seit ahrhunderten an sich – durchweg solidarische und grunddemokratisch ausgerichtete Einrichtungen , was durch manche Verunglimpfungen von linken Gruppierungen aber auch der die Hintergründe oft gar nicht verstehenden oder verstehen wollenden Presse gerne übersehen wird. Wenn die Gegner der Verbindungen, die oft recht alt und für manche auch etwas befremdlich in der Formensprache wirken mögen, auch nur halb so demokratisch und im Einsatz für die anderen Mitglieder solidarisch wären, würde es unserem Land deutlich besser gehen. Wo kann heute noch mit Recht von einem lebenslangen Bund gesprochen werden ,wenn nicht bei den Studentenverbindungen der unterschiedlichsten , im Kern aber gleich aufgestellten Richtungen?
Der Lebensbund zwischen studierenden „Aktiven“ und den ehemaligen Studenten, den im Arbeitsleben und in der Gesellschaft meist hochaktiven und wohlbestallten „Alten Herren“ ist die Kernidee dieser alten und insbesondere in den heutigen Massenuniversitäten segensreichen Möglichkeit, sich im kleinen, engen Kreis mit Freunden unter den gemeinsamen Werten zusammenzufinden und dann bis ins hohe Alter „zusammenzugehören“.
Gruß nach Halle und ein „großes Bravo“! CF
Ich zitiere:
„nicht akzeptiert“ „negatives Bild in der Öffentlichkeit“
Stapeln sie doch noch ein bißchen tiefer und treten sie unsere Vergangenheit noch mehr in den Schmutz, wenn sie schon einmal dabei sind. Noch zwanzig Jahre Selbstverleugnung, Nestbeschmutzung und Zeitgeistkotau und der SPD-Ortsvorstand grüßt sie wieder.
Das wir helfen, bedarf keiner Erwähnung. Es ist selbstverständlich.
mdbW
Büldt II