Vom Schicksal einer der schönsten Alleen Halles zwischen Holzplatz und Hafenbahnbrücke
Es war einmal ein verzauberter Weg, der führte aus dem Steingewirr der Straßen fort, am Fluss entlang hinaus in die Aue. Hohe Pappeln säumten ihn und bildeten im Sommer ein wohltemperiertes Gewölbe, in das einzutauchen aus der heißen und staubigen Stadt eine Wohltat war. Das Wasser murmelte verträumt, die eine oder andere Ente gackte hinter dem dichten Vorhang aus Baumstämmen und Ufergehölzen, es roch nach Wasser und Blättern. Was für zartgrüner Schimmer, wenn sich die Pappeln im Frühjahr beflaumten! Er ließ den Morast aus Auenlehm vergessen, der einem fast die Schuhe von den Füßen saugte.
Den Morast gibt es noch, die Enten auch, aber der Weg ist tot. Nach dem Hochwasser im vergangenen Jahr wurden die Pappeln gefällt. Amtliche Begründung: das Hochwasser habe sie destabilisiert. Dann lag die Wüstenei ein Jahr lang brach. Die Pappelstümpfe trieben Stockreiser aus und die überlebenden Gehölze nutzten die neuen Lichtverhältnisse, um ihr Wachstum zu verdoppeln und das ihre zur Heilung der Wunde am Fluss zu tun.
Aber keine Chance. In diesem Winter wurde tabula rasa gemacht. Nahezu alle Bäume und Gehölze wurden gerodet, abgesägt, entfernt. Kahlschlag.
Ein böser Zauber. Ich hoffe nur, dass ihm die Streichholzeichen, die gepflanzt werden sollen, nicht erliegen.